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Archiv: Aktuelles vom 24. Mai - 29. November 2005

Schiller und der Idealismus - Vortragsreihe

Was genau ist eigentlich Idealismus?

Ein sehr strapazierter Begriff, der den Klang des Gutgemeinten, jedoch auch Unrealistischen hat. Zudem wird die geistige Strömung, an der Schiller Anteil hatte und einer ihrer wichtigsten Vertreter war, als„Deutscher Idealismus“ bezeichnet. Wie so vieles andere, geht auch dieser Begriff uns Heutigen zumeist mit einem Anflug von Skepsis oder gar Spott über die Lippen. Ist das etwas Ernstzunehmendes, dieses Deutsche und Idealistische in unserer zweifelhaften Kultur, ist es nicht das, was uns in Teufels Küche brachte und wovon wir ein für alle Male die Finger lassen sollten?

1946 schrieb Marion Gräfin Dönhoff: „Das deutsche Volk hat in den zwölf Jahren der Hitler-Regierung alle Werte eingebüßt, die in Generationen geschaffen worden waren, es ist nicht nur um seine Zukunft betrogen worden, sondern auch um das Bewußtsein seiner Vergangenheit, um seine Erinnerungen - jene Urkräfte, aus denen alles neue Leben Gestalt gewinnt ..“

Auch die Auflösung von Scheinwerten und Traditionen durch linke Theorie und Postmoderne hat dazu beigetragen, das so genannte klassische Bildungsgut zu demontieren. Heute sind dessen Inhalte fast zum Klischee verkommen, sie scheinen größtenteils ihre Bedeutung verloren zu haben, wirken rückwärts gewandt, wie Fremdkörper in unserer vollkommen veränderten Welt.

Die Weimarer Klassik und die Frühromantik waren eine Blütezeit der Literatur und Philosophie in Deutschland, sie waren, ähnlich wie die Renaissance, eine Wiedergeburt der Antike und gleichermaßen auch eine Widerstandsbewegung gegen die Destruktivität der sich bereits ankündigenden Moderne. Vor diesem Hintergrund ist Schillers Werk nichts weniger als die Installierung eines ganzheitlichen Weltbildes in der deutschen Kultur. Dessen spirituelle Dimension ist zeitlos und auch für die zukünftige Entwicklung Europas von Bedeutung.

Diese Vortragsreihe ist der Versuch, sich zu erinnern; sie ist als Suche zu verstehen nach dem, was deutsche Kultur ist. Und nur eine Neuaneignung, die die Gefahr totalitärer Ideologien mit reflektiert, hätte Bestand.


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